Die derzeitige Wetterlage und mein Wohlbefinden passen so gar nicht zusammen, das sei einfach zur Klarstellung gesagt. Es will der Schlaf mich nicht übermannen, wenn der Rest der Welt stille vor sich hinschnorchelt, das wiederum führt dazu, dass sich meine Aufwachzeiten an einem Zufallsgenerator orientieren. Hmmmmm, nicht gut! Klar, der Wecker wurde vor kurzen und da bin ich auch sehr froh darüber, aber die Tatsache, dass sich nach dem unnötigen Lärm so etwas ähnliches wie Wachheit einstellt, hat nicht viel zu bedeuten, denn Traumtänzer wandeln ja jede Menge über den blauen Planeten. Leider gehören diese lieben Leute nur allzuoft der führenden Kaste an, was aber ein anderes Thema ist.

Nach einer längeren Anlaufzeit, da rede ich jetzt von gestern aber zugleich den letzten Tagen, stellte sich zu relativ später Stunde heraus, dass mein Trainingspensum eine eigenartige Tendenz nach unten hat und das betrifft äergerlicher Weise ganz besonders das Bergtraining, ohne das ich mir den Großglockner abschminken kann. Zur Not könnte ich natürlich mit dem Auto rauf fahren. Scherz! Wer will schon motorisiert auf einen Berg rauf?
Um neunzehn Uhr überkam mich der heilige Zorn ob meiner Untätigkeit, was mich dazu veranlasste, mich in Schale zu werfen, um das geforderte Tagespensum, denn bis zu diesem Zeitpunkt konnte ich nur extrem mühsame Wege zum Kühlschrank und Sitzkaskaden vor dem Computer vorweisen, in einem Abwasch zu erledigen. „Gesagt – getan“ oder wie dieser eigenartige Spruch auch heißen mag, jedenfalls machte ich mich auf den Weg. Bereits nach kurzer Zeit musste lief ich die erste Labestation an, da mir gefühlt jegliche Kraft abhanden gekommen war. Danach – war es auch nicht viel besser, jedenfalls konnte ich mich nicht mehr auf einen leeren Magen ausreden und kämpfte nun mit dem Gegenteil, denn ein voller Bauch wünscht sich eher Ruhe, um sich voll und ganz auf die Verauung konzentrieren zu können.
Heißt im Klartext: Die erste echte Steigung fühlte sich wie die Besteigung des Matterhorns mit Flip-Flops an! Nur dank meiner genialen Fähigkeit, mir die Steigung als leicht anglehnte Ebene vorzustellen, konnte ich bis zum Plateau vorstoßen und mich mit einer erstaunlich guten Aussicht auf die beleuchtete Stadt erfreuen. An dieser Stelle sei allen vorbildlichen Hundebesitzern gedankt, die mir Vorbild und Stütze waren, auch meinen inneren Schw….hund weiter und immer weiter in die Landschaft zu führen. Klarerweise war die Dämmerung inzwischen in eine Art Dunkeldämmerlicht übergegangen – wer will schon in der Nacht bei völliger Dunkelheit da draußen rumgeistern – was die Sicht etwas beeinträchtigte. Der Gedanke, dass ich etwas früher hätte starten können, wollte sich partout in meinen grauen Zellen breit machen und mir so etwas wie eine schlechtes Gewissen suggerieren. Lächerlich! Seit wann spielt der Zeitpunkt beim Marschieren eine Rolle? Und falls doch, dann handelt es sicher um Weicheier oder Warmduscher, die ja ohne Sonnenlicht und Warmwasser absolut nichts auf die Reihe bekommen.
Dazu sei so ganz nebenei gesagt, dass mein Wuffi scheinbar der einzige war, der nicht an der Leine zerrte, um der Steigung die Schärfe zu nehmen, sich statt desser ziehen ließ, da er absolut keine Lust hatte, auch nur irgendeinen Tagesrekord oder so etwas ähnliches aufzustellen. Meine Frage, warum gerade mein Hund so sei, wurde mit einem Knurren beantwortet, wobei sich herausstellte, dass es eigentlich mein Magen war. So was aber auch, da werden zu später Stunde heimliche Kooperationen sichtbar, die mir so nicht bekannt waren.
Nach dem Erreichen der zweiten Höhe, inzwischen war ich durchgeschwitzt und wünschte mir aus tiefstem Herzen eine heiße Dusche und ein warmes Bett, ließ mich meine schlaue Fitness-Uhr wissen, dass mein Tagesziel nach ca. neun(!) Kilometern erreicht sei, wenn ich das Tempo etwas erhöhe. Was jetzt, Tempo erhöhen? Hat sie der Elektronik-Schrott noch alle? Die sieben Kilometer mit hohem Steigungsanteil und dem widerspenstigen Köter an der Leine scheinen den Sensoren wohl entgangen zu sein!? Nur so am Rande, die Bergtrainingseinheiten müssen zwingend dokumentiert werden, ansonsten gelten sie nicht! Dachte ich mir irgendwann aus und hatte keine Ahnung, was danach folgt. Um diese Bewegungseinheit als Bergtraining ablegen zu können, braucht es natürlich Höhenmeter, von denen ich bist zu diesem Zeitpunkt rund zweihundert geschafft hatte. Etwas dünn, das gebe ich zu, wenn man allerdings Bello, der sich ja ziehen und zerren ließ, miteinberechnet, dann sollten das extrapoliert – welch ein azuberhafter Begriff in einer derartigen Situation – locker für vierhundert Höhenmeter reichen. Reicht also für einen Eintrag!
Ab der zweiten Höhe stand hauptsächlich die Bremserei auf dem Programm, da es fast immer bergab ging. Einerseit angenehm, da weniger Energie notwendig war, der Haken an der Sache – ich hatte es geahnt – meiner schlauen Uhr war dies aufgefallen und sie forderte nach den absolvierten elf Kilometern noch rasch fünf Kilometer im Laufschritt nach. Und das zu einem Zeitpunkt, wo ich bereits das heiße Wasser über meinen Körper prasseln fühlte und den Duft einer Tasse Kaffee in der Nasse hatte. Na gut, wenn es sein muss! Fünf Kilometer locker gejoggt und das war’s dann, der Job war erledigt, das Pensum erfüllt, mein Trainingspensum wieder in der Spur. Nach dem Sortieren meiner schmerzen Glieder kam mir ein Gedanke in den Sinn, schräger Gedanke, das muss ich zugeben: Musste ich mir ausgerechnet den Großglockner als Ziel setzen? Was das wirklich notwendig? Hmmmm …
Fazit: 16 Kilometer mit einem Durchschnittstempo von 6,2 km/h erledigt. Die extrapolierten Höhenmeter sollten die Ausnahme bleiben, wurden aber durch Dauer und Tempo wett gemacht – denke ich mal so! Was die kritische Frage nach dem Ziel angeht: Ja, der Glockner passt schon!

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